Barcamp für Jugendliche

Gamescamp – Let there be game

21.09.2011
Über Computerspiele wird viel diskutiert. Doch nicht immer kommen auch die Gamer selbst zu Wort. Was beschäftigt sie wirklich in Bezug auf Computerspiele? Das Gamescamp vom 16. bis 18. August in Hagen wollte genau diese Frage klären. Gamer aus ganz Deutschland wurden zur Teilnahme aufgerufen. Mit großem Erfolg.


„Let there be game“, unter diesem Motto kamen rund 50 junge Menschen im Alter von 14 bis 26 Jahren für ein Wochenende in der Jugendherberge Hagen zusammen. Zahlreiche medienpädagogische Institutionen hatten zum Gamescamp geladen, einem Barcamp für kreative Jugendliche, das es in dieser Form bisher in Deutschland noch nicht gab. Die Idee dahinter: junge Menschen sollen ihre eigenen Themen einbringen, als Expertinnen und Experten fungieren, gleichzeitig aber vom Wissen und Können anderer profitieren. Wie bei Barcamps üblich fanden sie kein fertiges Programm vor, sondern wirkten aktiv an der Gestaltung des Tagesablaufs mit.

Bild: Die Sessionplanung

Dieser Ansatz ging beim Gamescamp in Hagen bestens auf. Neben großen Erwartungen brachten die Teilnehmenden ein Sammelsurium an Themenideen mit. Zwar wurden erste Programmvorschläge bereits im Vorfeld im Forum der Gamescamp-Seite diskutiert, aber erst die Sessionplanung am Samstagmorgen brachte das ganze Spektrum an Fragen und Interessen zum Vorschein. Wie realistisch sind Videospiele? Wie werden sie entwickelt? Was ist Gamification? Zocken eigentlich nur Jungs? Und wie war das noch gleich mit dem Jugendschutz? Neben inhaltlichen Fragen dieser Art stand aber auch die technische Umsetzung von Spielideen auf dem Programm.
Die 14 Sessions gestalteten sich insgesamt als bunte Mischung aus Präsentationen, Diskussionen, Brainstormings und Workshops. Ganz wichtig dabei: jeder konnte überall mitmachen und mitreden, ganz gleich ob Anfänger oder Experte.

Die Sessions in der Übersicht
Realismus in Videospielen
Spielen wirklich nur Jungs?
Demoszene
Games & Pädagogik
Internetrecht
Zukunft der Videospiele
Computerspiele als Kunst
Jugendschutz & Indizierung
Gamification
Live-Coding
Gamedesign & KI
Games & Politik
Minecraft-Workshop
Mensch als Cyborg

Im Verlauf des Wochenendes kristallisierten sich drei Themen heraus, die die Jugendlichen besonders beschäftigen. Erstens wurden Gründe gesucht, warum Computerspiele, aber auch die Gaming Community, in der Öffentlichkeit ein so vermeintlich schlechtes Image haben. Zweitens interessierte der Blick in die Zukunft, etwa die Frage, ob die Grenze zwischen Spiel und Realität irgendwann verblasst und wie die Entwicklungen ethisch und gesellschaftlich zu bewerten sind. Und drittens wurde über Gamedesign und Jobs in der Gamesbranche gesprochen, eine attraktive Berufsperspektive für viele junge Menschen.

Der Verlauf der Sessions wurde live über Etherpads dokumentiert. Etherpads sind internetbasierte Textprogramme, an denen mehrere Personen gleichzeitig arbeiten können. So wurde sicher gestellt, dass die vielen Ideen nicht verloren gehen und alles dokumentiert wird. Die aktuelle Sessionplanung mit Links zu den Etherpads konnten sich die Teilnehmenden über QR-Codes direkt auf ihr Handy holen.

Zusammengefasst hat sich das Barcamp als Methode für die Jugendarbeit bewährt. Als gewinnbringend erwies sich die Heterogenität der Gruppe, in der von interessierten Jugendlichen bis zu Studierenden einschlägiger Studiengänge alles vertreten war. Beratend waren Medienpädagoginnen und Medienpädagogen als „Joker“ vor Ort. So flossen ganz unterschiedliche Perspektiven und Sichtweisen in die Gespräche mit ein. Einziges Manko: die männlichen Jugendlichen waren noch deutlich in der Überzahl. Bleibt also zu wünschen, dass es 2012 ein Neuauflage geben wird, dann vielleicht auch mit mehr Gamerinnen.

Über das Gamescamp

Das für die Teilnehmenden kostenlose Gamescamp wurde veranstaltet von der Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz (AJS), Landesstelle Nordrhein-Westfalen e.V., spielbar.de der Bundeszentrale für politisch Bildung, der FH Köln Institut Spielraum, der Initiative Creative Gaming, dem JFF – Institut für Medienpädagogik mit dem Projekt mygames, dem LVR-Zentrum für Medien und Bildung, dem Medienkulturzentrum Dresden mit MB21 – Deutscher Multimediapreis für Kinder und Jugendliche, dem Medienpädagogik Praxisblog, Spawnpoint – Institut für Computerspiel und dem ComputerProjekt Köln e.V.

Gefördert wurde das Gamescamp von der Bundeszentrale für politische Bildung sowie dem Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen.

Weblink

Gamescamp - Let there be game
Tobias Miller
Dieser Artikel wurde verfasst von:

Bildnachweise

2 Kommentare

Robert schreibt:

Und ich wäre so gern dabei gewesen!

20.12.2011 um 12:13
Anne Sauer (Redaktion spielbar.de) schreibt:

Hallo Robert! Es wird sicherlich auch im nächsten Jahr eine Möglichkeit zur Teilnahme am Barcamp geben ;). Wir werden auf jeden Fall rechtzeitig darüber informieren.

20.12.2011 um 17:12