Herbert Rosenstingl & Konstantin Mitgutsch

Schauplatz Computerspiele

17.11.2011
Sind Computerspiele gut oder schlecht? Dieses Buch nähert sich dem Thema anschaulich und verständlich, informativ und gleichzeitig spannend aus unterschiedlichen Perspektiven. Sehr empfehlenswert für Eltern und Erziehende aber auch für andere Computerspielinteressierte!

„Dass Computerspielen in Wahrheit […] weder ein passives Konsumieren bedeutet, noch einsam macht, ist ein Umstand, den viele Menschen bei einem flüchtigen Blick auf den Schauplatz Computerspiele entgeht.“ (Rosenstingl/Mitgutsch, S.189)

Diesem Umstand wollen die Autoren Herbert Rosenstingl, Leiter der Bundesstelle für Positivprädikatisierung von Computer- und Konsolenspielen (kurz BuPP), und Konstantin Mitgutsch, Erziehungswissenschaftler und Computerspielforscher, entgegenwirken. Mit ihrem Buch „Schauplatz Computerspiele“ geben sie eine fundierte und spannende Einführung in das vielfältige Thema.

Nach grundlegenden Informationen zu Computerspielen, unter anderem mit einem kurzen Geschichtsabriss und einer Genre-Einteilung, widmet sich das Buch zunächst den negativen Themen, mit denen Computerspiele in der Gesellschaft und den Medien oft in Verbindung gebracht werden: Gewalt und Sucht. So weisen die Autoren darauf hin, dass beispielsweise häufig schon die Haltung gegenüber dem Medium Computerspiele eine Rolle spiele und die Wahrnehmung des Spielverhaltens beeinflusse und beeinträchtige: Spielzeiten von Kindern und Jugendlichen kommen einem zu lang vor, Sorge um eine mögliche Spielsucht entsteht. In dem Fall, erklären die Autoren im Kapitel „Sucht nach Mehr“, helfe es sich selbst die Frage zu beantworten, ob man genauso besorgt wäre, wenn das entsprechende Kind dieselbe Zeit statt mit Computerspielen mit Schach oder mit Handball verbringen würde.

Auch Mythen in Bezug auf Gewalt nehmen sich Rosenstingl und Mitgutsch an und stellen sie gegebenenfalls richtig. So heißt es zum Beispiel, die US-Army setze Ego-Shooter ein, um die Tötungshemmung ihrer Soldaten abzutrainieren. Das entspricht nicht ganz der Wahrheit, wie die Autoren in dem Buch zeigen. Zwar setzt die US-Army tatsächlich seit 1996 Computerspiele zu Trainingszwecken ein, allerdings steht hier vor allem die Entwicklung taktischer Fähigkeiten und Kommandostrukturen sowie Teamfähigkeit durch gemeinsames Lösen von Aufgaben im Netzwerk im Vordergrund.

Neben Themen wie Gewalt und Sucht geht „Schauplatz Computerspiele“ auf die Alterseignung von Computerspielen ein. Rosenstingl und Mitgutsch erklären, ab welchem Alter Kinder welche Informationen verarbeiten können, wichtiges Hintergrundwissen für Eltern.
Auch förderliche und kulturelle Aspekte werden in dem Buch angesprochen. Die Autoren geben den Lesenden umfangreiche Informationen darüber, welche Lernprozesse bei Kindern und Jugendliche durch Computerspielen stattfinden können. Veranschaulicht wird das durch viele praktische Beispiele. Gleichzeitig machen sie aber auch deutlich, dass ein Spiel kein Babysitter ist. Es liegt auch in der Verantwortung der Eltern und Erziehenden, Kinder im Umgang mit Computer- und Konsolenspielen zu unterstützen. Ohne eine aktive Auseinandersetzung der Erziehenden mit dem Medium fehlt es oft an der Gesprächsgrundlage.

Fazit

Schauplatz Computerspiele richtet sich vor allem an Eltern und Erziehungsberechtigte, die dem Thema Computerspiele bislang skeptisch oder einfach nur unwissend gegenüberstanden. Durch das Buch erhalten die Lesenden eine umfangreiche Einführung in das Thema. Mit verständlichen und leicht nachvollziehbaren Texten gehen die Autoren auf Sorgen und Vorurteile vieler Nicht-Spielender ein. Zu jedem neuen Themenschwerpunkt werden einführend anschauliche, beispielhafte Alltagssituationen geschildert. Diese helfen Nicht-Spielenden, Spielende besser zu verstehen. Eltern und Erziehungsberechtigte erkennen Situationen möglicherweise wieder und können so einen direkten Alltagsbezug herstellen. Gleichzeitig werden Potentiale des Mediums aufgezeigt und Denkanstöße gegeben.

„Ob aus dem Schauplatz nun ein gemeinsamer Spielplatz wird, liegt in der Bereitschaft, sich auf virtuelle Welten einzulassen.“ (Rosenstingl/Mitgutsch, S. 246)

Das Buch

Rosenstingl, Herbert/Mitgutsch, Konstantin:
Schauplatz Computerspiele.
Wien: Braumüller 2009. 264 Seiten
Erschienen: September 2009
ISBN: 978-3-99100-004-4

Anne Sauer
Dieser Artikel wurde verfasst von:

Bildnachweise

[1]Spielbar.de[2]Braumüller Verlag

1 Kommentar

Spiele Portal schreibt:

Also ich nenne in dem Zusammenhang immer ganz gerne den spruch:

"Erst wenn das letzte Computerspiel indiziert ist, der letzte Film zensiert ist und das Fernsehen wie wir es kennen verboten ist, werden die Eltern erkennen dass man Kinder trotzdem erziehen muss..."

02.05.2010 um 00:23


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